ZEIT ONLINE

2022-06-10 21:23:34 By : Mr. Ekin Yan

Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am Wochenende, Ausgabe 23/2022.

Alles begann mit dem Surfen: Joel Tasche und Florin Dinga liebten es, an den schönsten Stränden der Welt die Wellen zu reiten. Unter Palmen die unberührte Natur zu genießen. Doch immer öfter spürten die beiden Freunde aus Zürich nicht nur Sand an den Füßen und Salzwasser auf der Haut. Sondern sie bemerkten auch winzige Kunststoffteilchen zwischen den Zehen und Plastikmüll unter ihren Brettern. "Plastik war einfach überall. Man konnte es nicht mehr übersehen", sagt Tasche. "An diesen Stränden wurde uns klar, wie real das Plastikproblem auf unserem Planeten ist."

Sie begannen nachzuforschen und entdeckten: Mehr als elf Millionen Tonnen Plastikmüll landen schätzungsweise pro Jahr in den Meeren – fast eine Lkw-Ladung pro Minute. Das bedroht auch das Leben im Meer: Jede Art, von den kleinsten Bakterien bis zu den größten Walen, ist von Plastik betroffen. Sie ersticken in Netzen, sie verfangen sich in Sixpack-Halterungen, sie verstopfen ihre Mägen mit Plastikteilen und erkranken an winzigen Nanoplastikteilchen im Organismus (Scientific Reports: Mattsson et al., 2017).

"Da haben wir entschieden: Dieses Problem wollen wir lösen", sagt Tasche. Wie, das wussten die beiden damals selbst noch nicht. Doch Ende 2018 kündigten sie zusammen mit ihrem Mitstreiter Bosse Rothe ihre gut bezahlten Jobs bei Schweizer Finanzberatungs- und Softwarefirmen, packten Computer statt Surfbrett ein und reisten nach Südostasien . Denn nirgends ist das Plastikproblem größer. "Und das wollten wir erst einmal verstehen", sagt Tasche. Der 30-Jährige – braune Augen, kurze Haare, Dreitagebart – wirkt wie ein eher nachdenklicher Typ. Wie jemand, der erst mal zuhört und nachforscht, bevor er sich seine Meinung bildet. Und der sich bewusst ist, dass sich die Welt selten in gut und böse aufteilen lässt.

Monatelang reisten sie in Indien und Indonesien umher, sprachen mit Müllsammlern und Abfallmanagerinnen, mit Deponiebesitzern, Regierungsvertretern und Wissenschaftlerinnen. Sie fanden den Müll auf den Straßen, in Gärten und Parks, auf Deponien, in Bächen, Flüssen und natürlich an den Stränden. Denn: Rund zwei Milliarden Haushalte weltweit sind an keine reguläre Müllabfuhr angeschlossen. Besonders viele davon sind in Südostasien. Damit werden rund 40 Prozent des produzierten Plastiks nicht eingesammelt (pdf). Und gerade in Küstenregionen landet der Großteil des in der Natur entsorgten Mülls im Meer.

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Doch die drei lernten auch: Auch in Ländern wie Indien wird jedes verwertbare Teil recycelt. Die Ärmsten der Armen sammeln auf Deponien und in der Natur von der Konservendose bis zur PET-Flasche alles Verwertbare auf, um es an Sortierbetriebe weiterzuverkaufen. Was liegen bleibt, sind bunte Tüten, Getränkekartons, Chips- oder Keksverpackungen – Müll, der nicht recycelbar und damit wertlos ist. Einem Forschungsbericht der Nichtregierungsorganisation PEW Charitable Trusts zufolge macht dieser Müll den bei Weitem größten Teil des Mülls in den Meeren aus – ließe sich aber mit den richtigen Maßnahmen um schätzungsweise 80 Prozent reduzieren. Zum Beispiel, indem die Müllsammelquoten in ärmeren Ländern erhöht oder neue Strukturen geschaffen werden, um nicht recycelbares Plastik zu entsorgen (PEW: Breaking the Plastic Wave, 2020 (pdf)).

Das sei den Start-up-Gründern auch auf dieser Reise klar geworden, sagt Tasche. "Wir müssen uns um das nicht recycelbare Plastik kümmern. Nur wenn auch dieser Müll als wertvoll angesehen wird, wird er auch gesammelt. Genau darum dreht sich CleanHub."

Im Januar 2020 gründeten sie ihre Firma zu exakt diesem Zweck: Einen Markt schaffen für diesen wertlosen Plastikmüll. Und zwar über die Idee der Plastikneutralität: Analog zum CO₂-Ausstoß können Konsumgüterfirmen damit ihren Plastikausstoß neutralisieren. Und zwar über Müllsammlungen in Südostasien. Zunächst messen sie ihre Plastikemissionen. Und bezahlen dann CleanHubs Sammelpartner über sogenannte Plastic Credits dafür, die gleiche Menge Müll einzusammeln.

Über das Duale System Deutschland werden hierzulande Plastikverpackungen seit drei Jahrzehnten bepreist und im Gelben Sack/Tonne gesammelt. Falls ein solches System funktionieren würde, hätte der Plastikmüll (euphemistisch: "Wertstoff") doch zurückgehen müssen (durch geringere Produktion bzw. höhere Recyclingquote). Das ist nicht geschehen.

Es könnte ein Ansatz sein, in Ländern wie Indien die "thermische Verwertung" zu fördern, aber das auch nur "Symptombekämpfung" zu nennen, wäre unseriös: Es muss Rohöl mit hohem CO2-Aufwand erschlossen, gefördert, raffiniert und anschließend verarbeitet werden. Danach wird es verbrannt und emittiert wieder CO2. Klar kann man dagegen die eingesparten fossilen Ressourcen rechnen. Aber das gesamte System verdeutlicht die katastrophale Wirtschaftslogik, auch hier in Deutschland.

Der absolute Großteil allen Plastiks in den Meeren stammt von Fischernetzen aus der industriellen Fischerei. Nur ein kleiner Teil gelangt wirklich von unserem alltäglichem "land" Plastikmüll ins Meer.

Wenn wir die Meere Plastikfrei kriegen wollen müssen wir also erst einmal aufhören Fisch zu essen. Was durch die hohe Schadstoffbelastung ohnehin nicht mehr gesund ist. Und die Ausbeutung von Menschensklaven auf den Fischereischiffen wäre da ja auch noch.

Und um zu verhindern, dass unser restlicher Plastikmüll auf Müllkippen in Afrika und Asien landet, direkt neben den Wohnhäusern der armen Bevölkerung, muss der Plastikprodukte sehr viel höher besteuert werden.

Und unsere Regierung muss endlich anfangen in Plastikfreie Alternativen zu investieren, die gibt es bereits aber es fehlt das Geld um es massentauglich zu produzieren.

Die Plastikindustrie hat einfach zuviel (Lobby) Einfluss bzw. unserer vorgänger Regierung war das Problem schlicht egal.

Liebe Redaktion, vielleicht wollt ihr das hier noch korrigieren: "Pressspahnplatten". Nicht, dass noch jemand unangemessene Witze über die Nachfolgeverwendung von Politikern macht.

Vielen Dank für den Hinweis! Wir haben den Fehler nun korrigiert.

Das Duale Syystem Deutschland ist ein schönes Geldbeschaffungssystem für die Akteure auf dem Markt. Einfacher und effektiver: Biomasse, Glas und Paier wie gahbt separieren, den rest in eien Tonne, die einmal wöchentlich von dem öffentlich-kommunalen oder privaten Müllentsorger abgeholt wird und dann ab damit in die Müllverbrennungsanlage zur energetischen Nutzung (Müll muss hier verbleiben). Dazu noch Vorschriften, wie Kunststoffe beschaffen sein sollen im Hinblick auf eine möglichst saubere Verbrennung. Man kann sich totlachen über die (Müll-)Separatisten.

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