Was haben Kajaks mit Drucklufttechnik zu tun?

2022-06-24 21:21:13 By : Mr. Tarius liu

Outdooraktivitäten liegen wieder voll im Trend. fluid hat sich auf Spurensuche begeben und sich die Herstellung der Kajaks der Marke Prijon angesehen, die in einer großdimensionierten Hohlkörperblasanlage entstehen.

So farbenfroh sind die fertigen Kajaks von Prijon. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Ein seltenes Exemplar ensteht jeweils bei Farbwechseln. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Toni Prijon zeigt das Rohmaterial, aus dem später eines der Kajaks entstehen wird. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Die geschlossenen Werkzeuge der Blasmaschine werden über die vielen Schläuche wassergekühlt. Hier beginnen sich die Werkzeuge zu öffnen und man erkennt bei genauem Hinsehen den über fünf Meter langen Kajak-Rohling. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Die gigantischen und tonnenschweren Formwerkzeuge der Maschine können nur mithilfe eines Deckenkrans getauscht werden. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Will man die Ausgabe des Materialschlauches aus nächster Nähe beobachten, muss man schon hoch auf die Maschine steigen. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Mit Erfahrung kann man mit den Händen die Verteilung der Wärmeunterschiede im Material erkennen: dickere Materialstärken sind wärmer, dünnere Stellen sind kühler. So lässt sich schon direkt nach dem Blasvorgang einschätzen, ob das Boot gut geworden ist. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Die Aus- und Abschnitte werden nach Farben sortiert gesammelt, geschreddert und wieder für die Produktion verwendet. (Bild: fluid / Sonderleittner)

Und noch ein bisschen Technik: Zur diesjährigen Kunststoffmesse K2016 in Düsseldorf präsentiert einer der führenden Hersteller für Extrusionsblasformmaschinen, Kautex, unter anderem sein neues Modell KBB400, das speziell für die Herstellung von stapelbaren Kanistern entwickelt wurde. Kompakt, modular vollelektrisch und ready for Industrie 4.0 präsentieren sich moderne Blasmaschinen. (Bild: Kautex)

Wandern, Klettern und Bootfahren heißen heutzutage zwar Hiking, Climbing, Trekking, Rafting und Kajaking – die Faszination ist aber nach wie vor genau die gleiche wie zu früheren Zeiten. Ein Grund, warum die Lust auf den Outdoorsport in unserer schnelllebigen Zeit einfach immer größer wird: Wer schon mal mit einem Tourenkajak einen halben Tag auf dem Wasser war, weiß, wie rasch und nachhaltig der hektische Alltag hinter einem zurückbleibt und man mit jedem Paddelschlag weiter abschalten kann.

Sucht man nach einem Hersteller der kleinen Boote, wird man im bayerischen Rosenheim fündig: die Firma Prijon ist ein klassisches Familienunternehmen, das Wildwasser- und Tourenkajaks sowie Wettkampfboote, Paddel und Zubehör herstellt. Anton Prijon senior hat den Betrieb vor 50 Jahren gegründet, und seit 1994 leitet ihn nun sein Sohn Toni. Sowohl Vater als auch Sohn sind selbst leidenschaftliche Kanuten und gewannen jeweils den Weltmeistertitel im Wildwasserrennsport – Anton Prijon 1959 und Toni Prijon 1987. Aber auch ihre Boote sind Champions: In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Weltmeistertitel mit Prijon-Booten im Wildwasser- und Kanuslalom gewonnen.

Die Idee, Kajaks mit der Hohlkörperblasmaschine herzustellen, hatte noch der Senior. Die Inspiration für den Herstellungsprozess kam Anfang der 80er-Jahre. Damals stellte die Weilheimer Firma Hifly mit einer Hohlkörperblasmaschine Windsurfbretter her, die anschließend mit Polyurethan-Schaum ausgeschäumt wurden. Das Geschäft mit den Windsurfbrettern lief zu der Zeit zunächst gut, 1986 wurden in Deutschland noch 180.000 Surfboards verkauft. Der Boom hielt aber nur kurz an und seitdem war die Zahl bis zum heutigen Tag konstant rückläufig. Vater und Sohn Prijon besaßen damals das technische Verständnis, die unternehmerische Weitsicht und sicher auch eine gute Portion Mut und ließen 1982 für 250.000 DM die erste Form für ein Kajak anfertigen. Damit nutzten sie die Überkapazitäten an der fremden Maschine und bliesen ihre ersten Boote. Zwei Jahre später übernahm Prijon die Maschine ganz und stellt seitdem mehrere Modelle ihrer Kajaks darauf her. Rund 4000 Stück verlassen die Produktion im Jahr, wovon ein Großteil nach Skandinavien und Nordamerika exportiert werden.

Gegenüber den Herstellungsmethoden im klassischen Bootsbau, die bei anderen Modellen der Firma ebenfalls zur Anwendung kommen, liegt der große Vorteil des Blasverfahrens im Material, das verwendet werden kann. Die Blastechnologie ermöglicht den Einsatz von hochmolekularem Polyethylen. Dessen Molekülketten sind rund zehn Mal länger als bei rotiertem PE. Die Firma Prijon ist heute weltweit der einzige Hersteller, der Tourenkajaks in HTP-PE baut – HTP steht dabei für Hochleistungsthermoplast, PE für Polyethylen.

Geblasene Kajaks aus diesem Material sind enorm robust, schlagzäh und steif, brauchen also in der Regel keine zusätzlichen Aussteifungskeile. Außerdem sind geblasene Kajaks in der Regel deutlich leichter, und damit nicht nur angenehmer zu tragen. Sie reagieren direkter, beschleunigen besser und drehen leichter.

Die Technik, Hohlkörper durch Aufblasen einer Materialschmelze in Hohlformen herzustellen, wurde von den Glasbläsern entwickelt. Geeignete Kunststoffe machten dieses Verfahren auch für die Verpackungsindustrie interessant. Im Prinzip funktioniert die Kajakblasanlage genau wie die industrielle Herstellung von Weichspülerflaschen: Eine Dosieranlage führt hochmolekulares PE, Farbpigmente und einen zusätzlichen UV-Stabilisator in einem geeigneten Mischverhältnis den Einfülltrichtern zu. Über diese Trichter gelangt das Materialgemisch in den Extruder und von dort weiter in den Speicherkopf. Dabei wird das Material verdichtet, geschmolzen und homogenisiert.

Ist der Speicherkopf gefüllt, wird die Materialschmelze durch die Ringdüse als schlauchförmiger Vorformling ausgestoßen. Während dieses Vorgangs wird über die Verstellung der Ringdüse die Wandstärke des späteren Kajaks eingestellt. Der Schlauch wird, je weiter er aus der Düse austritt, immer schwerer. Je schwerer er wird und um so länger er am Schlauchkopf hängt, umso stärker wird der Schlauch durch sein Eigengewicht gereckt. Deshalb wird mit der Wanddickensteuerung auch den Folgen des Auslängens und damit einer Schlauchdickenreduktion entgegengewirkt. Mit anderen Worten: je mehr der Schlauchaustritt seinem Ende zugeht, desto mehr Material wird ausgegeben, damit die obere Partie eine ebenso starke Wanddicke hat wie die untere.

Im nächsten Schritt schließen sich die Formhälften. Die bei Prijon ebenfalls selbstgefertigten Formen müssen dem Blasdruck auf einer Länge von über fünf Metern standhalten können und werden daher hydraulisch mit 300 Tonnen Schließkraft zusammengepresst. Hierfür kommen zwei Hydraulikkreisläufe zum Einsatz – einer für die Bewegung der Formen und einer für die Steuerung der Ringdüse am Materialausgabekopf. Über zwei Blasnadeln wird der Schlauch mit sechs bar Druck aufgeblasen, sodass dieser an die Forminnenfläche gedrückt wird. Gleichzeitig werden die Formen wassergekühlt.

Nach der Abkühlphase öffnet sich die Form und das fertige Kajak kann entnommen werden. Für einen gleichmäßigen Prozess muss die Zykluszeit gut abgestimmt sein und sowohl die Dauer der Extrusion als auch der Formgebung und Abkühlung berücksichtigen. All diese Parameter werden im Hause Prijon über eine Siemens-Simatic-Steuerung koordiniert.

Ich habe die AGB, die Hinweise zum Widerrufsrecht und zum Datenschutz gelesen und akzeptiere diese.

Mit der Registrierung akzeptiere ich die Nutzungsbedingungen der Portale im Industrie-Medien-Netzwerks. Die Datenschutzerklärung habe ich zur Kenntnis genommen.

Pfeiffer Vacuum hat neu die Turbopumpe Hipace 80 Neo vorgestellt, die sich durch längere Lebensdauer sowie geringere Vibrationen und Schallemissionen auszeichnet.Weiterlesen...

Mit dem neuen Produkt-Konfigurator von Neumeister Hydraulik können Anwender nun eigenständig Standardzylinder, basierend auf dem Produktkatalog des Herstellers, konfigurieren.Weiterlesen...

Der Drucksensor PBS Plus von Sick für Hydraulik- und Pneumatiksysteme vereint Druckschalter, Druckmessumformer, Display und Industrie-4.0-Konnektivität in einem Gerät.Weiterlesen...

Die beiden Hersteller Lenze und Kübler haben durch eine besondere Form der ­Zusammenarbeit gemeinsam einen besonders kompakten Asynchronmotor mit einem integrierten magnetischen Drehgebersystem entwickelt.Weiterlesen...

Die neue Kupplungsserie ermöglicht leckagearmen Entkopplung und vermeidet Lufteinschlüsse beim Kupplungsvorgang.Weiterlesen...

Beckhoff Automation GmbH & Co. KG