Warum sehe ich FAZ.NET nicht?
Permalink: https://www.faz.net/-gzg-85s95
Aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur
Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Fast wie übers Wasser gehen: Trainer Christoph Lerch und ein Kursteilnehmer gleiten bei Mainz über den Rhein. Bild: Marcus Kaufhold
Stand-Up-Paddel-Boards gibt es längst im Baumarkt und beim Kaffeeröster zu kaufen. Der Trendsport hat das Zeug zum Massengeschäft. Aber nicht jeder hat das Zeug zu sachkundiger Beratung.
Permalink: https://www.faz.net/-gzg-85s95
S pätestens, wenn Kaffeeröster und Baumärkte aufspringen, ist klar: Aus einem Trendsport wird gerade ein Massenphänomen. Das war einmal beim Mountainbike so, und heute ist es beim Stand-Up-Paddling nicht anders. Gemeint ist damit das, was die Im-Stehen-Paddler auf den SUP-Boards genannten Kunststoffschwarten so tun. Oder zumindest versuchen. Auf die trifft man nicht mehr nur an den Küsten der Meere, sondern inzwischen auch mitten in Frankfurt auf dem Main, am Mainzer und Wiesbadener Rheinufer und auf dem Langener Waldsee.
Vor wenigen Jahren wurden in ganz Deutschland gerade einmal 100 dieser Paddelbretter verkauft, inzwischen liegt der Absatz bei 20.000 im Jahr, wie Robin Kassel berichtet. Er ist Stand-Up-Paddel-Lehrer und einer derjenigen, die wasserfesten Frankfurtern und ihren Gästen am Abend die Stadt vom Paddelboard aus zeigen. Im Hauptberuf ist er im Traditionsgeschäft Windsurfing Rhein-Main in Frankfurt vor allem für diese Sparte des Wassersports zuständig. Und auch Kassel ist sich sicher: „Das wird noch ein richtiger Massenmarkt.“
Christoph Lerch, der in Mainz eine der ältesten SUP-Schulen in Deutschland betreibt, führt die rasche und weiter steigende Verbreitung der Paddelboards vor allem darauf zurück, dass man sehr schnell Lernerfolge erziele, ohne gleich eine austrainierte Sportskanone sein zu müssen. Wenn einem nicht jedes Balancegefühl abgeht und man nicht vollkommen unsportlich ist, kann man nach einem zwei Stunden langen Einsteigerkurs auf dem Board stehen und in ruhigen Abschnitten von Rhein und Main oder auch an der Küste seine Kreise ziehen. Was das Alter betrifft, gibt es nach Auskunft der Trainer im Grunde kaum eine Begrenzung - man muss nur auf dem im Wasser schwimmenden Brett knien, aufstehen und sich auch wieder hinknien können. Ganz unsportlich sollte man also nicht sein. Die Bandbreite liegt so etwa zwischen 12 und 65 Jahren, der Schwerpunkt naturgemäß dazwischen.
Das enorme Interesse des Endverbrauchers am Stehpaddeln hat sogar dazu geführt, dass die deutsche Fachmesse rund ums Paddeln seit 2011 nicht mehr Kanumesse heißt, sondern Paddle-Expo, wie Horst Fürsattel berichtet. Er organisiert die Messe, die ausschließlich dem Fachhandel vorbehalten ist, alljährlich in Nürnberg. „Einen eingeführten Messetitel ändert man nicht einmal eben wegen einer kurzen Mode“, sagt er.
Beim SUP-Board sei das etwas anderes. Die Boards und das Zubehör machten inzwischen rund ein Drittel der gesamten Messe aus. „Und die Tendenz ist steigend, es bewegt sich in Richtung Masse“, sagt der Messeorganisator. Die laminierten Bretter aus dem klassischen Surfsport sind bei den Paddel-Brettern fast vollständig von aufblasbaren Varianten abgelöst worden; 95 Prozent, so sagt Fürsattel, entfielen inzwischen auf diese Variante.
Diese Kunststoffgebilde verfügen über eine ausgeklügelte Verbundstruktur und werden erst mit ordentlichem Muskeleinsatz an leistungsfähigen Luftpumpen zu einem festen und tragfähigen Sportgerät. Das hat den Vorteil, dass man ein auf dem Wasser drei bis 3,5 Meter langes und bis zu 80 Zentimeter breites Wasserfahrzeug in einem Rucksack zum Gewässer bringen und dort erst zu voller Größe aufpumpen kann. Man spart sich also den aufwendigen Transport mit Hilfe eines Dachgepäckträgers. Messeorganisator Fürsattel sieht gerade darin den Grund für den großen Erfolg des Stand-Up-Paddelns in Deutschland, das auf Fischer aus der Südsee zurückgeht. „Wir haben hier eben in aller Regel nicht die großen Vans oder Pick-Ups wie in Amerika, in die wir einmal eben die laminierte Bretter werfen können.“ Ein aufblasbares Board aber sei der einfachste Weg, irgendwie aufs Wasser zu kommen, um zu entspannen und Natur und Landschaft neu zu erleben, schwärmt er.
Tatsächlich kann man ein solches aufblasbares Board notfalls sogar im Bus oder Zug zum nächsten Gewässer transportieren. Zumindest aber reicht ein Kleinwagen, denn auch das Gros der mehr als mannshohen Paddel lässt sich zerlegen und noch im Transportrucksack verstauen. Zum Gewicht von gut zehn bis 14 Kilogramm für das eigentlichen Board kommen noch Pumpe und Paddel hinzu.
Was allerdings die Güte jener Paddelboards betrifft, die von Kaffeeröstern, im Baumarkt oder auch bei manchem Sport-Discounter angeboten werden, ist zumindest Vorsicht geboten. Das beginnt schon bei der Beratung. Die bestand in einem Frankfurter Baumarkt bei einem Testbesuch darin, dass ein Prospekt mit vier Zeilen Text zu einem Board für 499 Euro gereicht wurde.
Bei einem französischen Sport-Discounter empfahl eine Beraterin ein andermal einem fast zwei Meter großen Hünen ein SUP-Board als ideal, das dem Datenblatt zufolge nur bis zu einem Maximalgewicht von 80 Kilogramm eine „gute Stabilität“ besitzt. Ist der große Paddel-Novize der Kaufempfehlung tatsächlich gefolgt, anstatt noch einmal selbst nachzulesen, ist er womöglich schon auf Grund gelaufen mit seinem „Idealbrett“.
Großstadtsurfen : Schlange stehen für die Welle
Bikepolo : Reiter auf Rädern
„Sicher hat jedes dieser Boards irgendwo seine Berechtigung“, sagt SUP-Trainer Kassel aus Frankfurt. Wenn man beispielsweise etwas für Kinder am Baggersee suche, dann könne ein solches Gerät schon ausreichen, sagt er. Eine Luftmatratze genüge da aber womöglich auch.
Danach gefragt, was in seinem Geschäft ein gutes Board für einen Einsteiger koste, antwortet er: „Für unter 1000 Euro mit Paddel gibt es schon sehr ordentliche Sachen.“ Wer erst einmal nicht so viel Geld ausgeben will, der kann sich auch zunächst ein Board mieten. Bei SUP Mainz (www.sup-mainz.de/verleih) kostet die Stunde 15 Euro, bei Windsurfing Rhein-Main (windsurf.de/sup-Vermietung-Frankfurt-supsteg) ebenso. Wer dann immer noch Lust verspürt, im Stehen über das Wasser zu gleiten, der kann anschließend das Konto erleichtern.
Hier können Sie die Rechte an diesem Artikel erwerben.
Permalink: https://www.faz.net/-gzg-85s95
Heute in Rhein-Main : Das lange Leiden der Corona-Patienten
Hessen braucht von allen Bundesländern am längsten für den Bau von Windrädern. Die Post-Covid-Fälle häufen sich. Und außerdem drängt beim Neubau der Städtischen Bühnen die Zeit. Die F.A.Z.-Hauptwache blickt auf die Themen des Tages.
Schwimmbadwetter : Pack die Badehose ein
Es wird heiß. Sehr heiß. Nach den Prognosen der Meteorologen wird am Wochenende die 35-Grad-Marke erreicht. Und dann geht es erst richtig los. Wir haben vier Vorschläge zur Abkühlung in der Region.
FAZ Plus Artikel: Die große Preisfrage : Wie Unternehmer mit der Inflation umgehen
Kaufe teuer oder gar nicht – das gilt auch für Unternehmer. Sie können nicht anders, als die Inflation auf die Kunden abzuwälzen. Aber das genügt nicht.
Zweite Runde am Sonntag : Die nächste Schicksalswahl für Frankreich
Bis zu 40 Grad in Paris : Frankreich ächzt unter der Sahara-Hitze
Debatten zum Ukrainekrieg : Eine rationale Diskussion ist unmöglich
Krieg in der Ukraine : Union setzt Scholz bei Lieferung schwerer Waffen unter Druck
© Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH 2001 - 2021 Alle Rechte vorbehalten.
Mit dem Aufblas-Board zur großen Welle
Vom Trend zum Massengeschäft
Mit dem Aufblas-Board zur großen Welle
Stand-Up-Paddel-Boards gibt es längst im Baumarkt und beim Kaffeeröster zu kaufen. Der Trendsport hat das Zeug zum Massengeschäft. Aber nicht jeder hat das Zeug zu sachkundiger Beratung.
Ein Fehler ist aufgetreten. Bitte überprüfen Sie Ihre Eingaben.
Vielen Dank Der Beitrag wurde erfolgreich versandt.