Jungfrau Zeitung - Der Lift surrt wieder über dem Speichersee

2022-09-23 21:26:32 By : Mr. Aries Gu

Palmen, Strand, Meer, schnelle Boote – Surfen und Wakeboarden lösen bei den meisten wohl diese Art Bilder im Kopf aus. Nichts davon ist im Berner Oberland notwendig, um diese Sportarten auszuüben. Denn es gelten andere Gesetze – oder besser: Die Oberländer machen sich ihre eigenen Regeln. Vergangenes Wochenende hat diese Zeitung beim Verein Flusssurfen Thun vorbeigeschaut und bemerkt: Die Mühleschleuse hat in Tat und Wahrheit seinen Namen «das Monster» verdient und ist nichts fürs schwache Nerven. Dort erste Gehversuche auf einem Surfbrett zu wagen, sind wohl nicht verboten, könnten aber hart werden. Eine verwandte Disziplin ist zwar nicht minder anstrengend, gewährt aber einen etwas leichteren Einstieg: Wakeboarden auf dem Hornbergsee ob Saanenmöser. Seit drei Jahren zieht der Wakeboard-Lift Fans aus nah und fern an (diese Zeitung berichtete). Seit vergangener Woche läuft der Motor wieder.

Ein zwischen zwei Dreiecksträgern gespannter Lift zieht Wakeboarder über das kalte Bergwasser. Die Unterlage ist ein künstlich angelegter Speichersee, der im Winter das Wasser für die Beschneiung liefert. «Diese Anlage eignet sich wirklich für jede Könnerstufe, vom Anfänger bis hin zum Profi», sagt Björn Schär, Präsident des Vereins Wake Up Gstaad. Da ein Pilot den Lift bedient, kann er die Geschwindigkeit regulieren und individuell anpassen. In dem immer nur eine Person wakeboarden kann, erhält sie auch eine private Session, mit freiem See und Tipps vom Steurer. Kein Stress, kein Anstehen: Denn jede Wakeboarderin und jeder Wakeboarder erhält ein eigenes Zeitfenster. «Am Ende soll es ja Spass machen», meint Schär.

Gemeinsam mit seinen fünf Kollegen hat er vor drei Jahren mittels eines Crowdfundings «die Gin-Idee» realisiert. Und nun teilen sie ihre Freude mit allen, so auch am Samstag, als sie die Saison eingeläutet haben. Doch es ist ein verspäteter Start, denn die aktuelle Situation rund um das Corona-Virus hat viele Entscheidungen erschwert und viele Fragen aufgeworfen. Lange war auch nicht klar, ob der Lift überhaupt öffnet. «Doch nun haben wir mit lokalen Partnern Lösungen gefunden und können die Anlage trotzdem betreiben», so Schär.

Die aktuelle Zeit bleibt einzigartig, und könnte dem Verein aber auch in die Hände spielen. Denn bereits am Samstag hört man hier ein «Tschou», da ein «Salut» und dort drüben ein «Hello». Aus der Heimat aber auch aus ennetbirgisch sind die Leute angereist, um sich auf das Brett zu schwingen. «Es wäre super, wenn unser Angebot Leute aus allen Landesteilen anziehen würde.» Auf dem Hornberg ist der Sommer noch nicht zu Ende, nein: Er hat erst begonnen.