Handwerk Oldenburg: Der Tod hat in seiner Familie Tradition

2022-09-16 21:01:54 By : Ms. Tina Kong

Erde, Feuer oder Weltraum: Wer stirbt, kann sich auf vielfältige Weise bestatten lassen. Nur wer sich im Vorfeld Gedanken macht, erspart Angehörigen schwierige Entscheidungen.

Oldenburg Wenn ein Mensch stirbt, bedeutet das für viele Menschen tiefe Trauer, Schmerz und oft auch offene Fragen. Schließlich ist es an den Angehörigen, sich um ein angemessenes Begräbnis zu kümmern. Dabei gibt es jedoch eine Menge zu bedenken.

An dieser Stelle kommt Michael Fritz Hartmann ins sprichwörtliche Spiel. Der 50-Jährige ist selbstständiger Bestatter. In Oldenburg führt er den Betrieb Fritz Hartmann – qualifizierte Bestattungen, ein Familienunternehmen, das bereits 1880 gegründet wurde. Hartman ist Geschäftsführer in fünfter Generation und versteht sein Geschäft.

„Unser Grundsatz ist es, dass alles so anständig wie möglich gemacht wird“, berichtet der Bestatter. Das fange beim Umgang mit den Trauernden an. „Man muss genau zuhören und ein Gespür für den Einzelnen haben, denn jeder Mensch trauert anders“, erklärt der Hartmann.

So habe er in einer Unterhaltung bemerkt, dass ein Vater immer wieder betont habe, dass sein Sohn gerne auf dem Meer gesurft habe. „Obwohl der Wunsch nicht geäußert wurde, habe ich bei der Beerdigung mein eigenes Surfbrett als Dekoration aufgestellt. Natürlich nicht direkt am Sarg, sondern dezent platziert und das ist gut angekommen“, erinnert sich Hartmann.

Der Vater habe ihm nach der Beerdigung erzählt, dass viele Gäste gedacht hätten, dass das Surfbrett das Brett des Sohnes gewesen sei und sie die Idee toll gefunden hätten. „Solche Aktionen kann man aber nicht immer machen, da muss man schon ein Gespür für haben, was wo geht und wo man sich zurückhält“, sagt der Bestatter.

Manche Künden würden aber auch mit skurrilen Wünschen an ihn herantreten. So habe er nach einem Trauergespräch auch organisiert, dass das Motorrad des Verstorbenen in der Nähe des Sarges aufgestellt wurde. „Das war nicht ganz einfach aber ich versuche immer, die Wünsche der Angehörigen umzusetzen und meistens bekomme ich das auch irgendwie hin“, berichtet Hartmann.

So sei jeder Fall anders. „Die Menschen haben teilweise sehr unterschiedliche Vorstellungen von ihrer eigenen Beerdigung oder der ihrer Angehörigen. Oft fällt es aber auch schwer, eine Entscheidung zu treffen, wenn man sich unsicher ist“, beschreibt Hartmann. Die Hauptbestattungsarten seien in Deutschland die Erd- und die Feuerbestattung.

„Der Klassiker ist die Erdbestattung, bei die sterblichen Überreste eines verstorbenen Menschen in einem Sag beigesetzt werden. Der Trend geht aber eindeutig zur Feuerbestattung, bei der ein Leichnam vollständig eingeäschert wird“, sagt Hartmann.

Diese Entwicklung habe verschiedene Gründe , würde aber auch darauf zurückgehen, dass die Feuerbestattung oft nur ein vorgeschalteter Schritt für eine Bestattungszeremonie sei. „Wer einen Angehörigen zum Beispiel in einem Friedwald oder Ruheforst beerdigen möchte, kommt um eine vorherige Einäscherung nicht herum“, erklärt der 50-Jährige.

Genau so verhalte es sich bei See- oder Flugbestattungen, bei denen die Asche, die nach der Verbrennung übrig bleibt, vom einem Boot aus in ein Gewässer oder aus einem Heißluftballon in die Luft gestreut wird. Möglich sei mittlerweile aber auch, die Asche zu einem Diamanten pressen zu lassen.

Die Kosten dafür fangen bei 4600 Euro an (Rohdiamant) und sind abhängig von der gewünschten Größe des Diamanten und des Schliffs. Ein im Durchmesser 6,4 Millimeter großer Diamant, der in Herzform geschliffen wird, kostet etwas mehr als 19 000 Euro.

„Das Pressen der Asche zu einem Diamanten funktioniert aber nicht in jedem Fall“, schränkt Hartmann ein. Es müsse eine bestimmte Menge Asche zur Verfügung stehen, die bestimmte Merkmale aufweisen muss, damit der Vorgang klappt. „Hat ein Mensch zum Beispiel im Verlauf einer Krebserkrankung vor seinem Tod eine Chemotherapie gemacht, eignet sich die Asche in der Regel nicht mehr.“

Die wohl exotischste Bestattung aber sei die Weltraumbestattung. „Dabei wird die Asche eines Verstorbenen mit einer Rakete in die Erdatmosphäre geschossen – allerdings nur die Menge, die in einen Behälter passt, der etwa so groß wie ein Lippenstift ist“, erklärt Hartmann. Was mit dem Rest der Asche passiere, weiß er nicht.

„Dazu kommt, dass die Asche am Ende gar nicht im Weltraum landet, sondern in der Erdatmosphäre verglüht.“ Denn die Aschebehälter würden an Raketen befestigt, die zum Beispiel Satelliten für die Telekommunikation ins All transportieren. „Die Teile, an denen die Asche befestigt wird, werden beim Flug der Rakete aber abgesprengt und kommen gar nicht im Weltraum an“, beschreibt der Bestatter.

Eine solche Form der Bestattung könne Hartmann auf Kundenwunsch möglich machen. Die Kosten würden irgendwo zwischen 20 000 und 25 000 Euro liegen. Das sei allerdings viel Geld für eine Bestattung.

„Unser günstigstes Angebot kostet 1200 Euro. Das ist eine Bestattung ohne Extras. Nach oben hin gibt es aber kaum Grenzen“, sagt Hartmann, der zwischen 200 und 250 Bestattungen im Jahr abwickelt. Dabei sei ihm aufgefallen, dass sich besonders junge und ältere Leute mit dem Thema auseinandersetzen.

„Vor allem die Grabpflege ist ein Thema, das viele Menschen beschäftigt. Wenn Eltern und Kinder nicht mehr am gleichen Ort wohnen, muss man sich überlegen, ob ein pflegeintensives Grab sinnvoll ist“, gibt Hartmann zu bedenken.

Das gehe sogar so weit, dass ältere Menschen sich anonym oder teilanonym bestatten lassen würden, um ihren Angehörigen die Grabpflege zu ersparen. „Diese Menschen werden dann nach ihrem Tod eingeäschert. Die Asche kommt in eine Urne, die irgendwo auf einer Rasenfläche beigesetzt wird. Wenn es sich um eine teilanonyme Bestattung handelt, gibt es eine Tafel, auf der die Namen der Menschen stehen, die auf der jeweiligen Rasenfläche beigesetzt wurden. Bei der anonymen Bestattung wird darauf verzichtet“, erklärt Hartmann das Verfahren, das immer häufiger nachgefragt wird.

Die Erfahrung habe gezeigt, dass es Sinn mache, sich beizeiten mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Wer bei einem Bestatter seine eigene Beerdigung regelt, nimmt den Hinterbliebenen oft eine große Last ab. Die wissen nicht immer, welche Blumen der Verstorben mochte, welche Todesanzeige am besten passt oder bei welchem Steinmetz die Familie die Bearbeitung ihres Grabsteins irgendwann mal in Auftrag gegeben hat.“

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